Jochen Zellmann wurde am 28. August 1943 in Nordhausen/Thüringen geboren. Ab 1963 studierte er Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte an der Universität Mainz.
Von 1964 bis 1969 Bildhauerei und Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf bei den Professoren Karl Bobek, Erwin Heerich und Gerhard Hoehme. 1968 wurde Zellmann Meisterschüler der Düsseldorfer Akademie und erhielt im gleichen Jahr den Preis der Ernst-Poensgen-Stiftung zur Förderung von Kunst und Wissenschaft.
Nach einer Zeit als Kunsterzieher an Gymnasien in Essen und Düsseldorf von 1970 bis 1973, erhielt Zellmann ein Jahr später eine Dozentur an der heutigen Kunstakademie in Münster, seinerzeit noch Abteilung der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf.
1979 übernahm Zellmann eine Klasse für Malerei an der Kunstakademie Münster, 1981 erhielt er die Professur für Malerei.
1986 wurde der Künstler mit dem Villa-Romana-Preis – dem ältesten deutschen Kunstpreis - ausgezeichnet, verbunden mit einem zehnmonatigen Arbeitsaufenthalt im Istituto Culturale Tedesco mit Sitz in Florenz. 1992 und 1993 unterhielt Zellmann Wohnateliere in Rees und Amsterdam, ab 1994 in Münster.
Seit 1970 hat er zahlreiche Gruppen- und Einzelausstellungen im In- und Ausland, die unter anderem auch die künstlerische Entwicklung der Kunstakademie Münster dokumentieren.
Heute lebt und arbeitet Jochen Zellmann in Münster.
Nach frühen Arbeiten, in denen er eng aneinander liegende schwarze Linien zu schwungvollen, pinselstrichähnlichen Formen verdichtete, wandte sich Jochen Zellmann Mitte der 1980er Jahre der farbigen, abstrakten Malerei zu.
In einer der jetzt ausgestellten älteren Arbeiten, die mittig in der Farbmaterie mit „16.3.87“ signiert ist, erscheint ein doppeltes Selbstporträt, links als Bildhauerarbeit wiedergegeben, der eine porträthafte Umzeichnung wie ein Schatten folgt. Ein zu deutendes zweites Ich, eine zweite Identität innerhalb ein und derselben Psyche - quasi ein Alter Ego, von dem der römische Politiker und Philosoph Cicero schreibt: „Ein wahrer Freund ist gleichsam ein zweites Selbst.“
Neuere Arbeiten von Jochen Zellmann aus den Jahren 2008 bis 2010 zeigen eine aufgehellte, spielerische Farbigkeit in kleineren Formaten und eine Vielseitigkeit der Materialität und Mittel. Ölfarbe, Acryl, Tusche, Gips, Radiernadel, die eigenen Hände auf Japanpapier, farbigen, gerissenen Kartons, Wachspapier, Drahtgitter mit Gips, Samtstücken, Transparent- und Packpapier oder dem handgeschöpften, schweren Kozo Papier mit seiner faserigen Struktur durch Einschlüsse von Schilf, Bambus, Mangoblättern oder feinen Gräsern. Die Arbeiten wirken wie collageartige Schichtenmalerei, wenn Papierfetzen auf Farbgebungen ohne klare Grenzlinien treffen und so eine innere Spannung erzeugen, die den Betrachter in ihren Bann hält. Immer wieder neu zu entdeckende Strukturen ziehen den Schauenden in ganz individuelle Vorstellungswelten.
Ob sich der Romantiker nun Landschaftshorizonte vorstellen mag, schwingende Notenlinien, erotisch bezogene Komponenten zwischen „Mein“ und „Dein“, Buchstabenkürzel – von wem auch immer -, geschichtete Farbräume, die in unbekannte Arkadien führen mögen, 24 kleine Farbtafeln, die unsere suchenden Augen fesseln, jede eine kleine Welt für sich und doch im Wechselgespräch untereinander, es mag jeder seinen Zugang finden.
Zur Ausstellung erscheint ein Mappenwerk von Jochen Zellmann mit 12 Radierungen auf Kupferdruckblättern, die von Wolfram Heistermann, dem ehemaligen Leiter der Druckgrafikwerkstatt der Kunstakademie Münster, gedruckt wurden und von der Galerie herausgegeben werden. Zwischen den klaren Linien der Radiernadel tauchen Wörter auf wie „SOS“, was als „Probe“ bezeichnet schon abstrus wirkt, „MAL – DENK/ MAL – MAL“, „2 Trommeln“ oder „MEIN –DEIN“. Sie unterstreichen Zellmanns Intention „Wo nichts ist, muss was hin“ – Vom Wort zum Bild und zurück zum Wort.
Aber es sind auch Hilferufe, Aufforderungen, Selbstbefragungen, die Zellmann ins Bild setzt und sehr autobiographisch erscheinen.
Michael Wessing
Die Bilder von Jochen Zellmann sind der visualisierte Ausdruck eines physischen und psychichen Selbsterfahrungsprozesses. Körperliche Motorik ist hier das Medium, einfache Gesten zu einem bildnerischen Formvokabular zu erweitern und dieses bewußt für den malerischen Gestaltungsprozess einzusetzen. Diese Übertragung motorischer Energie auf den Bildträger geschieht bei Zellmann mit einer Vitalität und Kraft, die Bildwerke außergewöhnlicher Intensität entstehen läßt.
Im Gegenstz zum "psychischen Automatismus" der Surrealisten oder auch zur Arbeitsweise eines Jackson Pollok, spielt bei der Entstehung von Jochen Zellmanns Bildern der Zufall keine oder nur eine geringe Rolle. Selten wird ein Bild "in einem Anlauf" gemalt. Meistens gehen ihm zahlreiche Studien und Entwürfe voraus. Wie so oft, ist auch hier das fertige Bild das Ergebnis langen Suchens und Ausprobierens".
Dr. Gerald Just
"Zellmann malt mit Ölfarben, Acryl, Tusche, Gips. Er malt in breiten Zügen und fein vertrieben, manchmal auch mit Fingern und dem Pinselstil, in einem unaufgeregten, bedächtigen gestischen Primärakt, der die Herkunftaus dem Informel nicht verleugnet, aber weit hinter sich läßt. Dieser Maler entdeckt die Malerei in skriptualen Wirbeln und pstösen Wischern jedesmal neu".
Prof. Manfred Schneckenburger
Zusammen mit: Ellen Jess
Zusammen mit: Alberte Garibbo
Zusammen mit: Annette Zumkley
Jochen Zellmann • Radierungen neue Arbeiten
„Zellmann ist ein lyrisch gestimmter peintre pur und ein Kolorist von Rang“.
Manfred Schneckenburger
Mappenwerk
Von Jochen Zellmann
Mit einem Text von Prof. Dr. Jürgen Wissmann
12 Radierungen
Auf Kupferdruckbütten
Gedruckt von Wolfram Heistermann
Auflage:
12 Exemplare
Herausgegeben 2010 von Galerie Clasing und Etage